Minden, 26. Juli

„Aus dem Lager der Französischen Armee zu Minden den 26. Jul.

Der Marschall von Contades wurde den 19ten des Abends benachrichtiget, daß ein grosses Detachement von der feindl. Armee, und wie man sagte, unter Befehl des Erb-Prinzens gegen unsere Linke auf die Brücke von Hille anmarschieret sey, und unsre allda postirt gestandene Freywillige von Haynault zum Weichen gebracht habe.
Zu gleicher Zeit vernahm man auch, daß besagtes Detachement sich in der Gegend von Labeck hätte sehen lassen, welcher Posten zwar sehr wichtig, um unsere Linke zu decken; da aber der Graf von Berchiny nicht genugsame Stärcke hatte, um selben recht zu behaupten, so zoge er sich mit seinem Regiment zurück, und ließe nur die Freywillige von Prague allda, um den Marsch des Feindes zu beobachten.
Auf diese eingegangene Berichte ließe der Marschall noch um Mitternacht den Grafen von Guerchy mit der Brigade du Roy, 20 Grenadierscompagnien, 20 Piquets und 1200 Reuter abgehen, um den Erbprinz, falls dieser sich des vortheilhaften Postens von Labeck bemeisteret hätte, gleich anzugreifen; als der Graf Guerchy aber bey der Brück von Hille ankame, vernahme er, daß die Feinde sich bereits zuruck gezogen, dahero gienge er auch mit seinem Detachement nicht weiter, vielmehr kehrete er damit den 20ten zu Abends wieder ins Lager ein.
Auf der rechten Seite der Weser hat der Herr von Bair, so die Freywillige von der Reserve commandiret, den Posten von Lade, bis den 21sten den ganzen Tag durch, immer besetzt gehalten und sich erst des Nachts nach der Commanderie zuruck gezogen; allein da von diesem Posten, gleichsam als von einem Belvedere, alles in dem feindlichen Lager vorgehende genau beobachtet werden konnte, so waren die Feinde äußerst bedacht, um uns davon zu vertreiben; derowegen kamen sie in der Nacht vom 20. zum 21ten mit Mcht heran, und verhinderten den Herrn von Bair den Posten von Lade wieder einzunehmen. Bey dieser Gelegenheit fiele ein sehr hitziger Scharmützel zwischen den Freywilligen und Feinde vor; da aber die in der Commanderie gelegene Nassauische Hussaren denen Freywilligen zu Hülfe eileten, so konnten diese von denen Feinden nicht verfolget werden. Als der Herzog von Broglie von dieser Attaque benachrichtiget wurde, begabe er sich alsobald dahin, allein bey seiner Ankunft hatte sich schon alles geendiget.
Da indessen der Herzog besorgte, es möchten die Feinde sich dieses Angriffes als einer Larve bedienet haben, um mittelst einer bey Petershagen leicht zu schlagender Brücken, den Ubergang ihrer ganzen Armee über die Weser heimlich zu decken, und uns solches zu verbergen, so liesse er in Betracht dessen die Freywillige noch mit 600 Mann verstärken. Gedachter Herzog hat auch, auf Befehl des Hrn. Maschalls von Contades, am 22. dieses 300 Mann unter Befehl des Obristleutnants von Hervorden in das Bückeburger Schloß gelegt, mit gemessener Ordre, sich daselbst bis aufs äusserte zu verteidigen.
Unsere und die feindliche Vorposten stehen nur einen kleinen Flintenschuß weit von einander. Die feindliche Armee verschanzet sich; wie haben eine treffliche Position, welche keiner Verschantzung nötig hat. Wie bedecken die Unternehmungen des Herrn Marquis d’Armentieres, welcher mit aller Behendigkeit vorrucket, und alle Anstalten macht, um Lippstadt zu berennen, alwo der Hanöverische General Hardenberg eine Besatzung von beyläuffig 3000 M. commandiret. Das Corps de Reserve des Herrn Herzogs von Broglie campirt an dem rechten Ufer der Weser, und lähmet seinen linken Flügel an 3 Brücken, welche wir über die Weser haben. Ein unseriger Posten von ungefähr 300 Mann haltet seit einigen Taegen das Schloß von Bückeburg besetzet, welches eine Meile von dem rechten Flügel unseres Corps de Reserve ligt. Der Graf von Lippe Bückeburg hat an diesem Schloß von allen Befestigungsgattungen einen Theil angebracht. Es ist ganz etwas besonderes, und kan ohne grossen Geschütz nicht eingenommen werden.“

Quelle: Wiener Zeitung, 11.8.1759

Published in: on Januar 11, 2009 at 1:31 pm  Kommentar verfassen  

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